Donnerstag, 17. Juli 2014

Allergien & Neurodermitis

Liebe Leser/innen,

ich war als Kind arg geplagt von Allergien, mit Neurodermitis und dank meines Kinderarztes konnte chronisches Asthma noch abgewandt werden.
Ich weiß, aus eigener Erfahrung, wie Kinder sich fühlen, was sie durchmachen und wie sie sich plagen. Ich kenne ihre Ängste und ihre tiefe Enttäuschung.

Ich kenne jetzt aber auch die Ängste einer Mutter, die hofft, dass ihr eigenes Kind so etwas nie durch machen muss.



Ich erwähnte, dass meine Mutter Krankenschwester ist und sie war damals sehr penibel. Das Haus akkurat Staubfrei und die verschriebenen Cremes perfekt im Zeitrahmen aufgetragen. Das ist das einzige was ich ihr zu Gute halten kann.

Achten Sie bei Ihrem Kind auf Anzeichen, juckende Augen, rote, geschwollene Augen, Pusteln, schuppige Hautstellen.




Ich gebe Ihnen jetzt einige wichtige Tipps, die es Ihrem Kind leichter machen, jedoch für Sie natürlich mehr Arbeit bedeute.

Das A und O ist und bleibt sehr gute Pflege. Je nach alter, baden Sie ihr Kind nur einmal wöchentlich bei 36°C mit rückfettendem Zusatz (zB. Avène), cremen Sie es ein, am besten nutzen Sie nur eine Pflegeserie. Beachten Sie bitte, dass verschiedene Hautregionen andere Pflege brauchen (Gesicht anders wie Körper, der anders wie Ellenbeugen und Kniekehlen und die anders wie der Windelbereich).
Haben Sie ein Mädchen mit langem Haar, so waschen Sie ihr in der Pollen-Saison jeden Abend die Haare mit klarem Wasser aus und binden sie diese zu einem Zopf.
Je nach Alter kann eine Nasendusche zum Abend hilfreich sein, um Pollen aus der Nase zu spülen und so das atmen in der Nacht zu erleichtern.
Waschen Sie zur Pollen-Saison wöchentlich die Bettwäsche, bei Allergikern empfiehlt es sich, diese im Trockner zu trocknen. Benutzen Sie keinen Weichspüler und achten Sie auf die Verträglichkeit des Waschmittels.
Verzichten Sie nach Möglichkeit auf Teppiche und schwere Vorhänge. Staubsauger sollten einen Allergiefilter haben, verzichten Sie aber auf Swiffer und Co, lieber wöchentlich richtig wischen (muss auch nur das Schlaf- und/oder Kinderzimmer).
Wolle und Synthetische Stoffe können unangenehm auf der Haut sein, es empfiehlt sich als Kleidung, sowie als Bettwäsche Leinen und Baumwolle.
Bringen Sie Insektenschutzgitter mit Pollenschutz (haben heute eigtl. die meisten) an und lüften Sie regelmäßig. Versuchen Sie die Aufenthaltsräume (um die 18°C - 20°C)  und vor allem den Schlafraum (um die 16°C) nicht zu warm zu halten.
Versuchen Sie ihr Kind zu stillen und dies so lange wie möglich (mind. 6 Monate voll), ist Ihr Kind bereit für Beikost oder schon älter, dann kochen Sie frisch. Verzichten Sie auf Fertigprodukte oder Konserven, verzichten Sie auf Süßigkeiten.
Zerkochen Sie Gemüse nicht, dünsten Sie es lieber. Versuchen Sie allergiearm zu kochen.

Pollenflugkalender 2013


WICHTIG!

Neurodermitis verläuft in Schüben, nur weil Sie grade nichts an Ihrem Kind sehen, heißt es nicht, dass Sie die Pflege schleifen lassen können.
Rückfettende Cremes sind immer anzuwenden, nur wenn Ihr Kind wieder einen Schub hat, können Sie (mit Absprache des behandelnden Arztes) auf die akuten Stellen Hydrocortison-Cremes anwenden.

Gerne lesen Sie hier nochmal: Neurodermitis bei Kindern

Lassen Sie ab einem gewissen Alter auch einen Allergietest durchführen um auf Kreuzallergien vorbereitet zu sein und sich langsam mit Ihrem Kind an gewisse Nahrungsmittel rantasten zu können.
Beobachten Sie Ihr Kind, es gibt glückliche Fälle, bei denen es mit zunehmenden Alter tatsächlich besser wird. Seien Sie aber nicht leichtsinnig.

Oft ist es so, dass wenn man schon Tiere hatte, dass kein Grund zur Sorge besteht, neue Tiere sollte man sich aber nicht holen.
Auf Katzen sollte gänzlich in der Wohnung verzichten werden. Sie haben 7 Allergene, wovon schon das erste sehr leicht und klein ist und somit lange schwebfähig. Allergiker merken das oft noch in Wohnungen in denen schon seit Jahren keine Katze mehr lebt. Katzen verteilen es über ihren Speichel über den ganzen Körper, durch die Haare auf Liegeflächen, Kleidung usw.

Auch Hunde sind Allergieauslöser!! Es gibt keine hypoallergene Hunderasse! Es wurde beobachtet, dass oftmals langhaarige besser vertragen werden, als kurzhaarige Rassen. Rassen wie Pudel (ggf. auch Mixe) sind Allergiker freundlich weil sie kaum Haaren. Das ist jedoch keine Erfolgsgarantie.

Auf Vögel sollte auch verzichtet werden, nicht nur durch den Staub den sie verursachen, so haben sie oft Milben im Gefieder - was allein schon zwei Allergieauslöser sind - so kommt hinzu, dass Allergiker oft nur auf den Kot allergisch sind.

Pferde sind die vierte große Tierart von denen Allergiker geplagt sind, da sie viele Allergene in sich tragen. Hier ist es ähnlich wie beim Hund, es gibt tatsächlich einige Rassen die besser vertragen werden als andere, trotz gleicher Allergene. Pferde sind aber deshalb so gefährlich weil sie, wie Katzen, ein sehr leichtes, leicht zu inhalierendes Allergen haben.
Hinzu kommt, dass Stallpferde mit Heu und Stroh umgeben sind, was zusätzlich staubt und Allergien auslöst.


Was können Sie tun um Ihr Kind nicht gänzlich auszuschließen?

Vielleicht denken Sie jetzt "Hä? Wieso ausschließen?"
Nun, Ihr Kind geht in die Einrichtung oder vielleicht schon zur Schule, dort werden Wandertage geplant oder Klassenfahrten und ich lebte in ständiger Angst vor Tierparks, Zoos und Bauernhöfen.

Ersteinmal: Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind, erklären Sie ihm sachlich(!!!) was es heißt unter Allergien zu leiden, worauf es achten muss (es gibt Anzeichen, dazu komme ich gleich) und was dann zu tun ist.
Weisen Sie Lehrer ein und geben Sie stehts eine Liste mit auf der kurz und knapp das wichtigste drauf steht.

Ich könnte empfehlen: Einmal- oder Stoffhandschuhe mitzugeben, eine Atemmaske für Allergiker, einen Notfall-Inhalator (Diskuss-Inhalator), Augentropfen + Nasenspray + Nasendusche, Allergietabletten. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es wichtig ist, nach jedem Tierkontakt sich die Hände gründlich zu waschen.
Jungs ein Base Cap aufsetzen, Mädchen einen Zopf machen.
Geben Sie Wasser, Desinfektionstücher o. -gel mit.

Einige der Dinge geben Ihrem Kind Sicherheit, dass Gefühl auch wenn was passiert nicht hilflos zu sein stärkt das Selbstvertrauen und nimmt unglaublich viel Angst.
Gehen Sie mit Ihrem Kind einen Ablauf durch, was zu tun ist, wenn es Anzeichen bemerkt.

Ich liste Ihnen die Anzeichen auf und schreibe dann ein Beispiel-Szenario auf.

Juckende Augen, die tränen und anschwellen, (juckende) Pusteln auf der Haut, kribbeln auf der Zunge, kribbeln im Hals, juckende Ohren, schweres Luftholen, verstopfte Nase, Mundatmung, laufende Nasen, Niesen, anschwellen von Schleimhäuten (Nase, Rachen), Husten, Asthmaanfall, Schwindel, Schweißausbrüche.

Gehen Sie mit Ihrem Kind von Zeit zur Zeit diese Symptome durch (versuchen Sie zu beobachten was wann auftritt, wie es sich steigert und wie Sie es schnell lindern können) und besprechen Sie mit ihm was zu tun ist.

Die Schulklasse Ihres Kindes besucht einen Tierpark. Natürlich kann man sein Kind aus der Klasse nehmen und für den Tag in die Parallelklasse stecken, aber mit guter Vorbereitung geht es (je nach schwere Grad) auch anders.

Gehen Sie vorher mit der begleitenden Lehrkraft die Liste durch und was zu tun ist, dass auf Ihr Kind zu vertrauen ist. Im Notfall immer einen Arzt kommen lassen und nichts anderes versuchen.
Schon die ersten drei Vorabende je eine Allergietablette verabreichen.
Schon einige Wochen vorher Augentropfen + Nasenspray verwenden (die meisten Präparate müssen über einen längeren Zeitraum genommen werden, gibt aber auch Akut-Präparate).

(Diese Dinge müssen Sie aber vorerst mit Ihrem Kind probieren!)

Ansonsten muss Ihr Kind wissen was zu tun ist:
(Beispiele)
Niesanfall, laufende Nase, die merklich zu schwillt: Nasenspülung + Nasenspray
Juckende Augen, die anschwellen: mit klarem Wasser ausspühlen, kühlen + Augentropfen + Nasenspray
kribbelnde Zunge, kribbelnder Hals- und Rachenraum: Salzwasser gurgeln, evtl. schon jetzt den Inhalator verwenden.

Nehmen Sie ihm die Angst, aber lehren Sie es die Brisanz der Anzeichen zu erkennen und dementsprechend zu handeln.

Ich möchte jedem Kind ersparen sich weinend in der Schultoilette einzuschließen, weil es Angst vor dem Kaninchen hat was am Haustiertag mit in die Schule gebracht wurde.
Oder fast eine Anaphylaktischen Schock zu erleiden, weil es nicht in der Lage ist seinem Onkel mitzuteilen was das beste wäre...

Diese beiden Themen sind so umfangreich mit Zahlen und Fakten zu belegen, dass es zu viel würde und daher sollte es diesmal bei diesem weniger fachlichen Beitrag bleiben.

Liebe Grüße und Danke für Ihre enorme Geduld! :) 

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