Donnerstag, 19. Juni 2014

Co-Sleeping

Einen wunderschönen Donnerstag wünsche ich Ihnen!


Heute möchte ich auf das Co-Sleeping noch etwas genauer eingehen.
Ich möchte Ihnen nochmal verdeutlichen was es für Vorzüge mit sich bringt. Selbstverständlich möchte ich auch objektiv bleiben und werde während des Schreibens versuchen negative Aspekte zu finden.


Schreiende Babys, durchwachte Nächte, entnervte Eltern

Leider scheint dieses Szenario schon Alltag. Es ist normal geworden, dass Babys brüllen wenn sie ins Bett müssen, oder zumindest dann wenn sie nachts aufwachen weil sie Hunger/ Durst haben oder die Nähe zur Mutter vermissen. 
Diese kriecht aus ihrem Bett, watschelt schlaftrunken und genervt zum Kinderbett - was im Idealfall noch in einem anderen Zimmer steht - die Mutter friert, es ist kalt an den Füßen, es ist kalt am Körper, Licht mag sie nicht anmachen, zu blendend und grell. 
Sie steht am Kinderbett "sshhhh... sshhh... shh... sssssshhhh!" Das Baby freut sich die Mutter zu sehen. "Mami, ich bin aufgewacht und war ganz allein, da hab ich Angst bekommen und wollte gucken ob Du noch da bist", würde es sagen, wenn es sprechen könnte.
Die Mutter ist genervt, weil sie so müde ist, schon zum dritten Mal steht sie diese Nacht auf. "Was ist es diesmal? Hunger? Die Windel?" Alles scheint in Ordnung und so legt sie ihr Kind ins Bettchen und stapft zurück ins Schlafzimmer.
Das Baby liegt im Bett und denkt: "Das war schön, die Mami nochmal zu sehen."



Die Evolution - biologische Grundlagen

Der Mensch konnte so lange überleben, weil das Überleben der Neugeborenen gesichert war. Sie schliefen bei den Eltern und wurden nachts häufiger wach als tagsüber, weil es dann für sie sicherer war zu trinken und weil die Eltern am Tag auch zur Nahrungsbeschaffung unterwegs waren.

Der Stoffwechsel eines Neugeborenen wartet in den ersten Lebensmonaten auf bestimmte Reize um optimal zu funktionieren. Hierzu gehört für den kleinen Menschen auch der ununterbrochene Zugang zur Muttermilch und körperlicher Nähe eines anderen Menschen (Mutter/ Vater).
Evolutionsbedingt geht also Babys Organismus (entwickeln, wachsen, Atmen) und Mamis Körper (Aufrechterhaltung der langfristigen Milchbildung) von einem gegenseitigen Dauerkontakt aus. 
Aus dieser Sicht scheint es also grade zu selbstverständlich, dass man sich auch nachts um seinen Nachwuchs kümmert und ihn bei sich schlafen lässt.



Studien!

In dem Schlaflabor von James McKenna (USA) wurde der Mutter-Kind-Schlaf studiert.
Es gab eine Forschungsgruppe bei denen die Mütter mit ihren Babys zusammen und eine Kontrollgruppe bei denen die Mütter getrennt von ihren Kindern schliefen.
Dort stellte man fest, dass sich der Schlafrhythmus von Mutter und Kind während der Nacht anpasst, das heißt Mutter und Kind fielen zur selben Zeit in den Tiefschlaf (ergo Erholung) und glitten gleichzeitig wieder in die leichten Schlaf- und Aufwachphasen.
Im Schnitt war es so, dass die Co-Sleepers 5-mal die Nacht wach wurden um ihr Kind zu stillen, während die getrennt Schlafenden nur 2-mal raus mussten.
Jedoch waren die Stillepisoden der Co-Sleepers wesentlich kürzer (zwischen 3 und 28 min im Gegensatz zu der Kontrollgruppe mit 19 bis 32 min) und sie erinnerten sich nur an jede zweite Stillepisode.

Man geht davon aus, dass ein ununterbrochener Schlaf von sechs bis acht Stunden erholsam sei, Mütter die also mehrfach durch das Geschrei ihrer Babys aus dem Tiefschlaf geholt werden, sind nach wenigen Wochen total erschöpft und sehnen sich nach nichts mehr als einfach nur zu schlafen.


Erfolgreiches stillen!

Ihr Kind wird älter und damit sich die Milchproduktion dem steigenden Bedarf anpassen kann, wird es ab dem vierten Monat unerlässlich mit Ihrem Baby zusammen zu schlafen, da nur durch das Baby nachts Prolaktin ausgeschüttet wird.
Oftmals merken Mütter die getrennt von ihren Kindern schlafen genau in diesem Zeitraum, dass die Milch nach lässt und somit auch, dass ihr Baby unruhiger und unzufriedener wird. Also wird mit Pre Nahrung zugefüttern, was dann zur Folge hat, dass das Baby innerhalb der nächsten Wochen abgestillt wird.
Deshalb sollte es die logische Schlussfolgerung sein, mit seinem Säugling zusammen zu schlafen, wenn man - wie empfohlen - bis zum sechsten Monat stillen möchte.


Eine Unart: Das Kind verwöhnen! 

Sie sind bereits Co-Sleeper? Dann haben Sie schon in der Familie oder auch im Freundes- und Bekanntenkreis gemerkt, dass das nicht so gut ankommt. "Ihr bekommt das Kind NIE WIEDER aus eurem Bett!"
Na ja, spätestens wenn Ian seine erste Freundin mit nach Hause bringt, wird er wohl nach seinem eigenen Bett fragen. So sehe ich das, aber Spaß beiseite. Fakt ist nun Mal, dass ein Kind, was immer ins elterliche Bett darf satt ist. Satt von Liebe, Zuneigung und Geborgenheit. Diese Kinder gehen mit gestärktem Selbstvertrauen raus in die Welt, bzw in ihr eigenes Zimmer und wollen auch mal alleine schlafen, um es sich selbst zu beweisen, sich selbst herauszufordern.
Ein Kind, dem das elterliche Bett verwehrt wurde, kämpft darum. Das sind die kleinen Racker die morgens schon vor der Schlafzimmertür lauern oder die kleinen Mäuse die nachts heimlich reingekrabbelt kommen.
Es wurde schon von Kindern berichtet, die vor der Schlafzimmertür der Eltern die Nacht verbracht haben, weil sie bei ihnen sein wollten, aber nicht durften.
Fragen Sie sich selbst, was ist die wahre Unart? 


SIDS Risiko

Es gibt zu diesem Thema unzählige Studien, alle sagen was anderes und letztendlich weiß dann doch niemand wieso es passiert und wer oder was Schuld ist.
Wissen Sie was? Ich sage Ihnen kurz was zur Biologie und dann was ich dazu denke.
Ich versuche es vereinfacht darzustellen: Babys haben drei Schlafphasen:

- Der Neugeborenen-Schlaf in den ersten Wochen. Hier schaut man als neu-Mami oder auch als neu-Papi ständig ob sein Kind noch atmet. Eigentlich überflüssig, denn das Atmen wird nicht einfach aufhören, da Rezeptoren im Gehirn die Sauerstoffsättigung im Blut messen und überwachen. Da der Neugeborenen-Schlaf noch sehr flach ist, besteht hier für Sie bzw. Ihrem kleinen Liebling also kein Risiko.

- Der Baby-Schlaf ab ca der achten Woche (kann auch später kommen). Ihr Baby fängt an in Tiefschlafphasen zu gleiten und vielleicht haben sie schon mal bemerkt, dass es für wenige Sekunden mit der Atmung aussetzt. Das ist (leider) normal. Diese Atempausen sollten nie länger als 20 Sekunden andauern. Deswegen: Wenn Sie so eine Pause mitbekommen, sehen sie auf die Uhr wie lange sie andauert, meistens wirklich nur sehr wenige Sekunden. 
Hier ist durch den Tiefschlaf das Risiko für SIDS gegeben, besonders in den Nacht- bis hin zu den Morgenstunden (ca 9 Uhr). Tagsüber haben Babys wiederum eher einen leichten Schlaf.
Das Risiko ist hier besonders hoch, weil die Rezeptoren zwar die Sättigung des Sauerstoffes messen und bei einer Atempause auch einen Abfall wahrnehmen, jedoch aber noch nicht so ausgereift sind um schnell zu reagieren. Im schlimmsten Fall tritt eine Atempause ein die länger als 20 Sekunden andauert, der Körper des Babys ist dann nicht mehr in der Lage die Atmung selbstständig zu beginnen.

- Der Kleinkind-Schlaf, hier ändert sich wieder etwas beim Schlafrhythmus Ihres Kindes und er gleicht schon sehr dem unseren.
Das Risiko für SIDS sinkt wieder, weil sich nun auch die Rezeptoren im Gehirn ihres Schatzes vollkommen entwickelt haben und in der Lage sind die Sauerstoffsättigung im Blut permanent messen und rechtzeitig einem Abfall entgegen zu wirken.

Nun zu dem was ich denke:
Nicht nur, dass Sie als Mutter - im sogenannten "Ammenschlaf" wach werden, wenn was mit Ihrem Baby nicht stimmt, so verhält es sich auch so, dass Ihr Baby durch Ihren Atemrhythmus stimuliert wird. Das heißt Sie schlafen und atmen und Ihr Kind wird, wenn es eine Atempause hat, dazu bewegt auch mit der Atmung weiter zu machen - einfach nur weil Sie da sind, weil Sie mit Ihrem Baby zusammen schlafen. Großartig, oder?


Ich muss dazu aber sagen: Co-Sleeping kann gefährlich sein, wenn Sie nicht auch ein paar Dinge beachten.
  • Babys sollten nicht mit Eltern zusammen schlafen, die unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen.
  • Babys sollten nicht bei Eltern schlafen, die rauchen.
  • Babys sollten nicht mit dicken Federbetten zugedeckt werden.
  • Die Temperatur im Schlafzimmer sollte zwischen 16°C und 18°C betragen (im Sommer nicht immer möglich).
  • Babys sollten nicht mit in einem Wasserbett schlafen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und hoffe ich konnte Sie etwas aufklären, wenn nicht sogar dazu anregen mal darüber nachzudenken ob Co-Sleeping auch was für Sie ist.

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